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Elektroauto im Winter – Reichweitenverlust und wie man ihn verringern kann


Die Reichweite von Elektroautos lässt im Winter deutlich nach. Je nach Modell und Fahrstrecke kann der Verbrauch sich durchaus verdoppeln. Warum sinkt die E-Auto-Reichweite im Winter so stark ab? Welche Unterschiede gibt es zwischen verschiedenen Fahrzeugmodellen? Was tun die Hersteller gegen den Reichweitenverlust – und was können Fahrzeughalter selbst tun?

Warum sinkt die E-Auto-Reichweite im Winter?

Die Reichweitenverluste im Winter haben verschiedene Gründe. Der Akku im Fahrzeug ist auf Außentemperaturen Bereich von 20-40° optimiert. Dann laufen die elektrochemischen Prozesse in der Batterie am effizientesten ab. Im Winter muss der Akku gewärmt werden. Je größer der Akku und je niedriger die Außentemperatur, desto mehr Energie wird dafür benötigt.
Das ist jedoch nicht der einzige Grund. Viele Komponenten im Fahrzeug werden im Winter beheizt – etwa der Innenraum, die Sitze und die Scheiben. Auch die dafür benötigte Energie stammt aus dem Akku und verringert so die Reichweite.

Wie stark ist der Reichweitenverlust?

Der Reichweitenverlust im Winter kann erheblich sein. Der ADAC hat verschiedene Messungen durchgeführt, darunter eine Green NCAP Messung auf dem Prüfstand. Dabei wurden Fahrzeuge bei Außentemperaturen von -7° und + 14° miteinander verglichen. Simuliert wurde das morgendliche Starten der Fahrzeuge nach einer Nacht im Freien.
Das Ergebnis der Messungen: Der Verbrauch von Elektroautos steigt bei kalten Temperaturen deutlich an. Wie stark der Anstieg ausfällt, hängt maßgeblich vom Fahrzeugmodell ab. Am bestem schnitt im ADAC Test der Fiat 500e ab. Hier belief sich die Zunahme des Verbrauchs auf 34 %, was einem Reichweitenverlust von 25 % entspricht. Um nahezu 100 % stieg dagegen der Verbrauch beim VW ID.3 an. Die Reichweite halbierte sich damit in den Tests.

Mittlere Werte ergaben sich für Renault Zoe (30 % Reichweitenverlust), Hyundai Kona electric (32 % Reichweitenverlust), Ford Mustang Mach-E (33 %), Lexus UX300e und Nissan Leaf e+ (jeweils 37 %).

ADAC Tests: Bis zu 50 % Reichweitenverlust

In einem weiteren Test auf dem ADAC Testgelände wurden Messfahrten bei 0° und 20 °C durchgeführt. Erwartungsgemäß fiel der Verbrauchsanstieg nicht ganz so stark aus. Beim Renault Zoe und dem Peugeot e-208 waren es jeweils 21 %, beim VW ID.3 30 %. Die Unterschiede sind jedoch laut ADAC nicht ausschließlich auf die moderaten Temperaturen, sondern auch auf die längere Strecke auf dem Testgelände (100 km) im Vergleich zum NCAP Kurzstreckentest (23 km) zurückzuführen.
Bei Kurzstrecken ist der Reichweitenverlust besonders stark ausgeprägt, weil der Akku hier zwischenzeitlich immer wieder abkühlt. Auch der Energiebedarf für das Beheizen des Innenraums fällt geringer aus, wenn es zwischendurch nicht immer wieder zu Fahrtunterbrechungen kommt.

Der ADAC hat mit einem Dauertest zusätzlich eine Untersuchung mit breiterer Datenbasis auf die Beine gestellt. Im Rahmen des Tests sind ein Opel Ampera-e, ein Renault Zoe und ein VW e-Up ganzjährig auf den Straßen unterwegs und senden über ihre Bordcomputer die Verbrauchswerte. Diese Verbrauchswerte lagen beim Renault Zoe und dem VW e-UP im Winter durchschnittlich 31 % höher als im Sommer. Beim Opel Ampera-e ergab sich ein Verbrauchsanstieg um 25 %.
Der ADAC weist allerdings darauf hin, dass der winterliche Mehrverbrauch keine Eigenheit von Elektroautos sei. Benziner verbrauchten im Mittel 15 %, Dieselfahrzeuge 24 % mehr.

Experten sehen keine Gefahr für Frieren im Stau

So wie es schon immer für eine Autobahnfahrt mit Verbrennerfahrzeugen gilt, gilt es auch für Elektroautos: Vor einer Fahrt sollte der Akku ausreichend aufgeladen werden, um auch einen Stau zu überstehen.
Eine besondere Gefahr besteht die für Fahrer von E Autos laut ADAC auch im Winter nicht. Selbst bei strengem Frost könne die Heizung den Innenraum mehrere Stunden auf eine angenehme Temperatur aufheizen.

Auch dazu hat der Automobilclub einen Test durchgeführt. Bei einem Renault Zoe Z.E. 50 und einem VW e-UP wurde die Innentemperatur auf 22° eingestellt und die Sitzheizung eingeschaltet. Auch das Standlicht war angeschaltet. Nach einer anschließenden zwölfstündigen Standzeit bei -9° bis -14° hatte der Renault Zoe 70 % und der VW e-UP 80 % seiner Ladung verbraucht.

E-Auto Reichweite im Winter verbessern: So geht es

Mit einigen relativ einfachen Maßnahmen können die Autobesitzer die Reichweite ihres Fahrzeugs im Winter spürbar verbessern.

Eco-Modus einschalten

Das Einschalten des Eco-Modus kann sich im Winter auszahlen. In diesem Modus wird die Kraftübertragung des Motors auf die Räder verringert. Dies begünstigt nicht nur die Fahrsicherheit, sondern auch die Reichweite. Da eine allzu robuste Fahrweise im Winter zumeist ohnehin nicht angeraten ist, sollte der Eco-Modus spätestens im November das Mittel der Wahl sein.

Akku nicht kalt laden

Der Ladevorgang verzögert sich bei kaltem Akku deutlich. Dies gilt insbesondere beim Schnellladen. Die Aufnahme des Akkus wird dann automatisch reduziert. Es ist deshalb besser, abends nach einer längeren Fahrt zu laden als morgens vor Fahrtantritt.

Wird das Auto über Nacht in einer Garage geparkt, kühlt der Akku auch bei niedrigen Temperaturen weniger stark aus als auf einem Parkplatz im Freien.

Vorheizen an der Ladestation

Viele E Autos sind mit einer Heizungssteuerung via Smartphone App ausgestattet. Eine solche Quasi-Standheizung gibt es zum Beispiel beim Nissan Leaf, aber auch beim Peugeot e-208. Der Vorteil: Fahrer steigen in ein vorgewärmtes Auto und können sich das Eiskratzen sparen.

Natürlich verbraucht auch die Heizung Energie. Ist das Fahrzeug jedoch nachts an einer Wallbox angeschlossen, geht die Fahrt trotzdem mit voller Akkukapazität los. Die Energie für die Heizung kommt dann aus dem Netz.
Über die Smartphone App lässt sich der Heizvorgang automatisch zu einem bestimmten Zeitpunkt starten. 15 Minuten vor Fahrtbeginn sind bei den meisten Fahrzeugmodellen ausreichend.

Effizient heizen

Auch für die Heizung gibt es häufig eine Art Eco-Modus. Wird dieser aktiviert, konzentriert sich der Heizvorgang auf den Bereich des Fahrers. Generell verbrauchen Heizelemente in Sitz, Lenkrad und Scheiben weniger Energie als die Luftheizung.

Kurze Fahrten vermeiden

Kurze Fahrten bei niedrigen Temperaturen entleeren den Akku besonders schnell. Wann immer möglich, sollten diese Fahrten deshalb vermieden werden.

Was tun die Hersteller gegen den Reichweitenverlust?

Die Höhe des Reichweitenverlusts hängt auch von der Heiztechnik und der Heizstrategie ab, die Hersteller bei ihren Akkus verwenden. Die Heizstrategie wird softwaregestützt umgesetzt und soll den Energieverbrauch für das Aufwärmen des Akkus optimieren. Nicht alle Hersteller haben auf Anhieb die bestmögliche Lösung gefunden – VW hat für den ID.3 etwa ein Update mit Verbesserungen angekündigt.

Auch Wärmepumpen kommen häufig zum Einsatz – manchmal serienmäßig (zum Beispiel Renault Zoe), manchmal als optionaler Zusatz (zum Beispiel VW Golf oder BMW i3). Mit der Wärmepumpe wird die Wärmeabstrahlung des Akkus zur Heizung des Innenraums genutzt. Dadurch lässt sich der Reichweitenverlust im Winter verringern.